
Rodung des Toskana-Auwaldes für einen Parkplatz
Im April 2025 wurden im Toskanapark in Gmunden ca. 6.000 m² Wald für einen Parkplatz, der Teil eines geplanten Hotelprojekts ist, gerodet.
Auch wenn rechtlich alle Bestimmungen eingehalten wurden, ist das in Zeiten der Klimakrise geradezu grotesk.
Das Unverständnis für dieses Vorgehen geht durch die ganze Bevölkerung, zeigt sich bei Protestaktionen und spiegelt sich in zahlreichen Medienberichten.

Besuch von Absolventinnen und Absolventen der FH Joanneum Graz im Rahmen eines Workshops für Nachhaltigkeitskommunikation.
Studien zu Boden und Wald:
APCC Report Landnutzung und Klimawandel
Wald & Klimaschutz – WWF Österreich
Stellungnahme des Forums für Klimaschutz
Bei der Gründung des Forum für Klimaschutz haben wir zwei Schwerpunkte unserer Arbeit definiert: Erstens, unser Appell an die Gemeinde, die 2022 beschlossene Klimastrategie in allen Punkten umzusetzen und zweitens, durch Vorträge, Exkursionen, Workshops und Sachinformation auf unserer Website zur Bewusstseinsbildung für den Klimaschutz beizutragen.
Bauprojekte, die einen großen Ressourcenverbrauch verursachen, werden von uns ebenfalls kritisch betrachtet. Klimaschutz bedeutet nicht nur CO2 Emissionen zu reduzieren, sondern auch die Speicherung von Kohlenstoff in Böden und Bäumen und somit den Schutz von intakter Natur. Dazu das Land OÖ:
Der Wald als Kohlenstoff-Speicher
„Die Bedeutung des Waldbodens und auch der Bäume als CO2-Speicher wurde in der Vergangenheit vielfach unterbewertet. So kann die Nettoaufnahme von Kohlenstoff durch die Wälder in Europa 40 Prozent der Gesamtkohlenstoffsenke des Kontinents ausmachen. Dabei wird Kohlenstoff nicht nur in neu aufgeforsteten Gebieten gebunden, sondern auch durch den Vorratsaufbau in bestehenden Wäldern wie auch durch die Humusverbesserung erreicht.“
Land Oberösterreich – Der Wald als Kohlenstoff-Speicher
Fakten zur Rodung
- Beim Toskana-Parkplatz in Gmunden wurden ca. 6.000 m² Wald für einen Parkplatz mit 227 Stellplätze gerodet.
- Der Parkplatz ist gedacht für ein geplantes Hotel beim Landschloss Ort.
- Das Grundstück für den Parkplatz gehört der Bundes- und Landesimmobiliengesellschaft.
- Das Grundstück ist im Flächenwidmungsplan als Verkehrsfläche ausgewiesen. Daher war eine Umwidmung nicht erforderlich.
- Es liegt eine gültige Rodungsbewilligung der Bezirksbehörde vor.
- Ersatzaufforstungen wurden durchgeführt. Es wird jedoch Jahrzehnte dauern, bis die gepflanzten Bäume die Kohlenstoffspeicher-Funktion des Altbestands erreichen.

Mitglieder des Forums beim Versuch die Rodungsarbeiten zu stoppen (23. April 2025)

Der Öffentlichkeit wird zum geplanten Hotel nicht viel mitgeteilt. Keine Pläne, kein Baubeginn, kein Investor.
Die Bevölkerung hat ein Recht auf Information. Bauvorhaben an sensiblen Orten erwecken mittlerweile zu Recht das Misstrauen der Bürgerinnen und Bürger.
Zum geplanten Hotel
- 2021 erfährt die Öffentlichkeit vom geplanten Hotelprojekt. Hinter dem Hotelprojekt steht die Toscana-Hotel-Errichtungsgesellschaft THE.
- THE hat das Areal von der Bundesimmobiliengesellschaft gepachtet. Der Vertrag ist nicht öffentlich einsehbar.
- Bereits im März 2020 wurde dem Gestaltungsbeirat der Gemeinde das Projekt in einer nicht öffentlichen Sitzung vorgestellt. Der Bauausschuss kennt das Projekt. „Es sind noch ein paar behördliche Punkte abzuklären, ich bin aber sehr zuversichtlich. Die Projektbetreiber möchten das Hotel schon 2023 fertig gestellt haben“, so Bürgermeister Stefan Krapf. (2023 soll neues Hotel in Gmunden eröffnen: Hinterwirth Architekten planen Projekt beim Landschloss Ort – Salzkammergut)
- 300 Betten sind für das Hotel am Toscana-Areal geplant. Das Landschloss Ort soll dafür adaptiert werden. Gebäude der ehemaligen Forstlichen Ausbildungsstätte sollen geschliffen werden. Ein U-förmiger Neubau mit Verbindung zum Schloss ist in Planung.
- Ein öffentliches Restaurant ist auch vorgesehen, der Park soll öffentlich bleiben. Nur ein kleiner Bereich bei der Allee Richtung Holzbrücke soll als Badefläche für die Hotelgäste verwendet werden.
- Die Stadtgemeinde ist für den Baubescheid zuständig, der seit 2021 unterfertigt ist und noch bis August 2026 Gültigkeit hat. Die politische Basis für diesen Bescheid bildet ein überfraktionelles Bekenntnis zu diesem Hotelprojekt.
- Über den aktuellen Stand (Juni 2025) werden wir und die Bevölkerung im Unklaren gelassen. Ein Investor für das Projekt wird von der Hotelerrichtungsgesellschaft nicht genannt.
Der Verein „Wald statt Parkplatz“
Der Verein hat über 4 Jahre hinweg mit Sachkenntnis informiert und versucht die Rodung zu verhindern.
Was bisher geschah – Retten wir gemeinsam den Auwald
Hier sprechen die Organisatoren von „Wald statt Parkplatz“ Jutta Jackstadt und Werner Binder in einem Interview:
Der Widerhall Woche 18 – Freies Radio Salzkammergut.
Am Ende der Sendung ein bemerkenswerter Kommentar von Redakteur Jörg Stöger.
Die Klimastadträtin
Auf ihrem Facebook Account hält Ulrike Feichtinger am 5. Mai 2025 die Historie aus Sicht der Gemeindepolitikerin fest. Der Eintrag endet so:
„Man hätte sicher eine Lösung finden können, um den Wald zu erhalten und ein gelungenes Hotelprojekt umzusetzen. Davon bin ich 100%ig überzeugt! Durchs Reden kommen die Leut‘ z’sam! Wer dem Konsortium schreiben möchte, um eine umweltverträgliche Lösung einzufordern, findet die Adresse im Internet“.
Stellungnahme des Bürgermeisters
Auf der Gmundner Gemeindeseite ist eine Stellungnahme vom Bürgermeister zu den „Rodungsarbeiten im Zuge des Hotelprojekts Toscana“ zu finden. Daraus der letzte Satz:
„Ich stehe als Bürgermeister voll und ganz hinter diesem für Gmunden so wichtigen touristischen Projekt, das für enorm viele Arbeitsplätze sorgen und die heimische Wirtschaft beleben wird“.
Persönlicher Kommentar von Christian Auer
Ein Gefühl von Traurigkeit macht sich breit beim Anblick der gerodeten Fläche. Traurigkeit über den Lebensraumverlust vieler Tierarten und über die drohende Versiegelung des Bodens. Ein Gefühl der Ohnmacht und der Hoffnungslosigkeit ob der vergeblichen Bemühung die Rodung doch noch zu verhindern. Bürgerinnen und Bürger wurden die Grenzen ihres Engagement aufgezeigt. Und ein Gefühl des Zorns. Zorn gegen das ungehemmte Profitstreben. Alternativen zur Rodung wären möglich gewesen. Aber es scheint, als wurde die Devise „Parkplatz statt Wald“ ausgegeben. Eine „touristische Notwendigkeit“ eben. Alles rechtens, alles gut.
Der Bürgermeister steht „voll und ganz hinter diesem Projekt“. Und somit auch voll und ganz zur Rodung. Das setzt aber voraus, das Projekt voll und ganz zu kennen. Also, wer ist der Investor, wie sehen die Pläne aus, wann ist Baubeginn, gibt es weitere Begehrlichkeiten der Hotelerrichtungsgesellschaft, die auf Kosten der Natur und Erholungssuchende gehen? Zum Beispiel Wegerechte oder Badebuchten exklusiv für Hotelgäste.
Die Bevölkerung hat ein natürliches Interesse an Information. Bauvorhaben an sensiblen Orten erwecken mittlerweile zu Recht das Misstrauen der Bürgerinnen und Bürger. Das ist gleichzeitig aber auch eine Chance für den Bürgermeister, für die Hotelerrichtungsgesellschaft und für das Land OÖ sich offensiv für Boden- und Klimaschutz sowie für Information und Partizipation der Bevölkerung einzusetzen. Schönreden und Ausreden müssen ein Ende haben.
Gmunden ist seit 2006 Klimabündnis- und seit 2015 Bodenbündnis Gemeinde. Der Kahlschlag beim Toskanapark ist ein Rückschlag ins klimapolitische Mittelalter. Die Zivilgesellschaft darf sich jetzt nicht entmutigen lassen.
Gmunden, 24. Mai 2025
Was tun?
Die gesamte Toskana Halbinsel als geschützten Landschafteil ausweisen. Dafür ist das Land OÖ zuständig. Sowohl der Umweltanwalt als auch die Stadtgemeinde Gmunden haben im Jahr 2024 einen entsprechenden Antrag eingebracht.
Schreib an die OÖ Landesregierung und fordere den Antrag zu bearbeiten.
Die verbleibende Waldfläche zwischen Toscanaparkplatz und Wartgraben in Grünland zurückwidmen. Aktuell ist die gesamte Fläche als Bauland / Tourismusgebiet ausgewiesen.
Schreibe an die Gemeinde Gmunden und fordere die Umwidmung. Das ist auch mittels Bürgerantrag möglich.
Schreib an die Hotelerrichtungsgesellschaft und fordere die Pläne und Verträge offen zu legen.
Herzlichen Dank an alle, die sich für den Erhalt des Auwalds einsetzen!